Segelgrundkurs Unterrichtsmaterial

Website: Kursportal Segelschule Fürst
Kurs: Ferienkurs Segeln für Einsteiger | SG2310
Buch: Segelgrundkurs Unterrichtsmaterial
Gedruckt von: Gast
Datum: Sonntag, 8. September 2024, 03:18

1. Die Kurse zum Wind

Beim Segeln orientiert man sich immer an der Einfallsrichtung des scheinbaren Windes (oranger Pfeil) zur Bootslängsachse. Der scheinbare Wind ist die Summe aus dem wahren Wind (grauer Pfeil; atmosphärischer Wind wie er durch eine Fahne an Land angezeigt wird) und dem entgegenkommenden Fahrtwind (blauer Pfeil).  Der scheinbare Wind wird durch den Verklicker (Fahne auf der Mastspitze) angezeigt. In der Praxis muss man sich also um den wahren Wind und den Fahrtwind nicht kümmern. In den folgenden Erklärungen wurde zur Vereinfachung auf die Darstellung des Fahrtwindes und des wahren Windes verzichtet. Alle Bilder beziehen sich auf den scheinbaren Wind.

Kurse zum Wind


2. Manöverkunde

Die Richtungswechsel bezogen zur Richtung des scheinbaren Windes (Kurse zum Wind) werden als Anluven, Abfallen, Wenden, Halsen und Aufschießen bezeichnet. Ein Richtungswechsel bedingt immer eine Anpassung der Segelstellung, da sich der Kurs zum Wind ändert und führt immer zu einer Geschwindigkeitsänderung des Bootes, da sich die Stärke des scheinbaren Windes und die Gesamtkraft im Segel ändert. Die einzige Möglichkeit ein Segelboot anzuhalten, besteht darin es in den Wind zu legen und wird als Aufschießen bezeichnet. Um beim Anlegen oder bei dem Person über Bord Manöver rechtzeitig zum Stehen zu kommen, muss man die Auslaufstrecke des Bootes kennen. Möchte man ein Ziel erreichen, das in der Windrichtung liegt, muss man mit einer oder mehreren Wenden (auf-) kreuzen.

2.1. Anluven- und Abfallen

Die dem Wind zugewandte Seite des Bootes wird als Luvseite bezeichnet, die dem Wind abgewandte Seite als Leeseite. Der Rudergänger (orange) sitzt immer auf der Luvseite des Bootes, die Mitsegler (blau) verteilen ihr Gewicht so, dass das Boot möglichst aufrecht mit einer leichten Krängung nach Lee schwimmt.


Eine Drehung mit dem Bug des Bootes zum Wind (nach LUV) wird als Anluven bezeichnet. Da während des Anluvens der Einfallswinkel des Windes immer kleiner wird (dreht gefühlt nach vorne  - tatsächlich dreht das Boot) müssen die Segel mit den Schoten immer weiter angeholt werden.

 

anluven

Eine Drehung mit dem Bug des Bootes vom Wind (nach LEE) weg, wird als Abfallen (wegfallen vom Wind)  bezeichnet.  Da während des Abfallens der Einfallswinkel des Windes immer größer wird (dreht gefühlt nach achtern  - tatsächlich dreht das Boot) müssen die Segel mit den Schoten immer weiter gefiert (geöffnet) werden.

abfallen

2.2. Wende

Bei einer Wende ändert man die Fahrtrichtung von einem „am Wind Kurs“ zu einem „am Wind Kurs“ in dem man den Bug durch den Wind dreht. Bei dem Manöver vertauschen sich die Lee- und die Luvseite des Bootes. Das Manöver wird mit dem Warnruf „REE“ eingeleitet. Die Besatzung wechselt ihre Seiten, wenn das Boot im Wind steht (Großbaum steht mittschiffs). Das Großsegel bleibt beklemmt, während das Vorsegel immer dichter geholt wird. Wenn der Rudergänger sicher ist, dass die Fahrt ausreicht, um das Boot durch den Wind zu steuern, gibt er das Kommando „Fock über“.  Der Vorschoter holt das Segel über, sobald es back (Segel steht nach LUV) kommt. Wird das Boot während der Wende zu langsam, lässt der Rudergänger das Segel back stehen, um die Drehung zu unterstützen. Das Kommando „Fock über“ kommt erst dann, wenn der neue  „am Wind Kurs“ bereits anliegt.

Wende

2.3. Halse

Eine angekündigte und sauber gefahrene Halse birgt keine Gefahren (leider ist das in den meisten Lehrbüchern anders dargestellt). Das Manöver wird aus einem Raumwindkurs mit Abfallen eingeleitet. Wenn die Fock fällt, fährt der Steuermann auf diesem Kurs weiter und holt das Großsegel dicht. Nach dem Seitenwechsel wird auf den Warnruf „rund Achtern“ das Heck mit einer leichten Steuerbewegung durch den Wind geholt. Wenn das Großsegel übergeht, wird sofort die Großschot losgeworfen und  Kurs (Raumwind) gehalten. Hierzu muss kurz gegengesteuert (Stützruder) werden, um ein unkontrolliertes Anluven des Bootes zu unterbinden. Zum Ende des Manövers holt der Vorschoter die Fock über.

Halse


2.4. Aufschießen zum Anlegen unter Segel am Ponton, Steg und Motorboot

Beim Anlegen wird das Boot unter Segel mit einem Aufschießer in den Wind gestellt, um es vor dem Steg zum Stehen zu bringen, so dass man eine Leinenverbindung zu einem luvseitigen Steg herstellen kann. Da die Auslaufstrecke mit dem Bootsgewicht, der Windstärke und dem Wellengang variiert, benötigt man einiges an Erfahrung, um nicht an dem Steg anzustoßen. Bei deutlich zu hoher Geschwindigkeit bricht man das Manöver auf jeden Fall ab. Geringfügig zu große Auslaufstrecken kann man durch Backhalten des Großsegels verkürzen. Die Schulungsboote haben eine Auslaufstrecke von 3 bis 5 Bootslängen.

Anlegen Steg

Wir üben das Anlegen zunächst außerhalb des Hafens am Übungsponton oder Motorboot. Es ist wichtig das Boot genau in den Wind zu stellen (Das Großsegel und das Vorsegel stehen dann genau mittschiffs), da man ansonsten nicht zum Stehen kommt. Der Winkel in dem man zum Steg oder Motorboot ankommt, ist hingegen völlig unbedeutend.

Anlegen Motorboot

2.5. Ablegen unter Segel vom Ponton, Motorboot oder Steg

Vor dem Ablegen vergewissert man sich, dass das Boot und die Besatzung klar bzw. vollständig ist und im Wind liegt. Nach dem Segelsetzen (erst das Groß dann die Fock) legt man fest, zu welcher Seite abgelegt wird. Der Rudergänger setzt sich auf die Seite des Bootes, die nach dem Ablegen nach Luv zeigt. Durch ein Backhalten des Vorsegels zur späteren Luvseite dreht das Boot mit dem Bug kontrolliert zur späteren Leeseite weg. Die Drehung wird durch Luvruderlage unterstützt. Während dem Manöver bleibt das Großsegel gefiert. Wenn man auf einen halb Wind Kurs gedreht hat, wird das Vorsegel übergenommen und die Schoten angeholt.

Ablegen

Wir üben das Ablegen zuerst außerhalb des Hafens am Motorboot.

Ablegen Motorboot

2.7. Kreuzen

Mit Kreuzen kann man ein Ziel erreichen, das im Wind liegt. Bei konstantem Wind können zwei Schläge ausreichen.

Bei drehenden Winden ist es meist besser mehrere Wenden zu fahren, da man ansonsten riskiert bei ungünstigen Drehern (z. B. Wind dreht von orange nach rot) wieder von vorne zu beginnen.  Bei jeder Wende verliert man allerdings wieder Fahrt.

Kreuzen

3. Ausweichregeln

  1. Segelfahrzeuge haben Wegerecht vor den muskel- und maschinenbetriebenen Fahrzeugen, Ausnahmen Binnen: Fahrzeuge mit Vorfahrt (orange und weiße Fahne, gelber Döpper, blaues Funkellicht)
  2. Surfer sind auf den Binnenrevieren den Seglern gleichgestellt
  3. Kitesurfer sind auf Binnenrevieren noch nicht gesetzlich geregelt
  4. Segelfahrzeuge weichen untereinander nach 3 Regeln aus:
  1. Überholer weichen nach LUV aus und halten sich frei
  2. Segelfahrzeuge mit Wind von Backbord weichen Segelfahrzeugen mit Wind von Steuerbord aus
  3. haben zwei Segelfahrzeuge den Wind von der gleichen Seite weicht das Fahrzeug aus, das sich auf der Luvseite des anderen befinden

 Ausweichregeln


  1. C überholt und muss B auf dessen Luvseite überholen (Regel 1)
  2. A, B und C haben den Wind von Backbord und müssen gegen über D, E und F ausweichen (Regel 2)
  3. A muss gegenüber B und C ausweichen, weil er sich auf deren Luvseite befindet
    (Regel 3)
  4. D muss gegenüber E und F ausweichen, weil er sich auf deren Luvseite befindet
    (Regel 3)
  5. E muss gegenüber F ausweichen, weil er sich auf seiner Luvseite befindet
    (Regel 3)
  6. F muss Kurs und Geschwindigkeit beibehalten

 Auseichregeln Lösung

Ausweichmanöver müssen:

  1. rechtzeitig
  2. deutlich und
  3. entschlossen

durchgeführt werden. Nach Möglichkeit dreht man immer vom Kurshaltepflichtigen weg (in dessen Kursrichtung). Kommt der Ausweichpflichtige seiner Ausweichpflicht nicht nach, ruft Kurshalter „Raum“. Wenn der Ausweichpflichtige darauf nicht reagiert, darf der Kurshalter ausweichen.

4. Knoten

Knoten und Steke gehören zum Handwerkszeug des Seglers. Wir müssen ständig Leinen (bitte keine Schnüre, Stricke und Seile) befestigen. Je nach Anforderung an die Verbindung werden verschiedene Knoten benötigt. Fast immer gibt es ein festes (langes) Ende (stehender Part) das liegengelassen wird und ein loses (kurzes) Ende (loser Part) mit dem der Knoten geknüpft wird.

Knoten bestehen immer aus mindestens einem losen Auge oder einer Bucht, welche(s) zum Beginn gelegt wird.

Konten müssen beim Bootfahren drei Aufgaben erfüllen:
- gut halten
- leicht herzustellen und
- leicht lösbar

4.1. Achtknoten

Der Achtknoten verhindert das Ausrauschen einer Leine (Schot, Strecker oder Fall).


4.2. Kreuzknoten

Der Kreuzknoten (Reffknoten) wird zum Verbinden zweier gleichstarker und gleichartiger Leinen benötigt.

 

4.3. Schotstek

Der Schotstek dient zum Verbinden verschiedenartiger und ungleich starker Leinen.

Bei zum Verbinden einer sehr dünnen Leine mit einer sehr straken Leine hält der doppelte Schotsek besser.


4.4. Palstek

Der Palstek ist ein festes Auge das beim Anlegen über den Pfahl(stek) oder den Poller am Ufer gelegt wird. Weitehin wird er fast überall zum Befesigen von Leinen verwendet und ist damit der am häufigsten genutzte Knoten.

 

4.5. Webleinstek

Der Webleinstek wird zum Festmachen an Ringen, Stangen und Pollern verwendet. Er zieht sich am Bauteil zusammen und scheuert (schamfielt) deshalb weniger als ein Palstek. Am häufigsten wird er zum Befestigen der Fender verwendet.


4.6. 1 Rundtörn mit zei halben Schlägen

Der Rundtörn (eingenltlich 1 1/2 ) mit zwei halben Schlägen wird ebenso wie der Webleinstek zum festmchen an Ringen, Spieren und Pollern verwendet. Er hält besser als der Webleinstek und läst sich leichter Lösen. Die beiden halben Schläge bilden einen Webleinstek.


4.7. Belegen auf der Klampe

Auf der Klampe wird mit einem Kreuzschlag und einem Kopfschlag belegt. Im Unteschied zu einem Knoten kann die Verbindung unter Last gelöst werden.

5. Ablegen- und Festmachen am Liegeplatz

Die Boote werden rückwärts am Hauptsteg zwischen den Auslegern festgemacht.

Das Boot muß vor dem Segelsetzen immer aus dem Liegeplatz in den Wind (von vorne) verholt werden. Ebenso wird beim zurückkehren in den Hafen zunächst gegen den Wind an einer geeigneten Stelle angelgt und nach dem Segelbergen rückwärts in den Liegeplatz verholt.


Boots- und Stegetikette:

  1. Die langen Enden der Ausleger haben nur für eine Person ausreichend Auftrieb und sollen nicht betreten werden.
  2. Das Boot nur mit festen Schuhen (helle Sohle ohne Profil) betreten. Bitte keine Kleidung mit Nieten tragen. Vor dem Einsteigen Sohlen reinigen (Steine, Erde, Sand, Kaugummi etc.).
  3. Beim Einsteigen das Boot neben dem Steg schwimmen lassen und nicht an den Steg ziehen.
  4. Bitte nicht in das Boot hineinspringen (Verletzungsgefahr und Laminatschäden durch Bruch des Glasfasergeleges).
  5. Am Liegeplatz das Setzen der Segel vorbereiten.
  6. Das Boot nicht unter den Ausleger treiben lassen. (Auf der Unterseite befinden sich scharfkantige Metallbeschläge).
  7. Die Leinen bleiben immer am Steg, und werden nur am Boot gelöst.
  8. Die Leinen zusammen fassen und am Rand des Stegs ablegen (Stolperfalle).
  9. Das Boot nicht treiben lassen und immer mit den Händen vom Nachbarboot abhalten (Beim Abhalten mit den Paddeln werden andere Boote und die Blattkanten des Paddels beschädigt).
  10. Beim Verlassen des Bootes bitte den Abfall und Gepäck mitnehmen, das Deck mit Frischwasser spülen und die Fußgurte in Bögen nach oben stellen.

Ablegen:

  1. Vorleine (5) lösen und einholen
  2. Brustleine (4) lösen aber noch festhalten (ansonsten treibt man auf das Nachbarboot)
  3. Achtereine (2) lösen und einholen
  4. Achterspring (3) lösen und einholen
  5. Achterleine (1) lösen und festhalten
  6. Brustleine (4) und Achterleine (1) auf den Steg legen, und sofort mit Paddeln beginnen (ansonsten treibt man in das Nachbarboot)

Anlegen:

  1. Unter Paddel rückwärts an den Liegplatz steuern
  2. Beim Einlaufen die Achterspring (3) an dem Pütting achtern festmachen (Verhindert das Anstoßen die Ruderanlage an den Steg)
  3. Vom Bug aus die Brustleine (4) festhalten aber nicht festmachen
  4. Aufpassen, dass das Boot nicht unter den Ausleger oder an das Nachbarboot treibt
  5. Die Achterleine (1) festmachen
  6. Die Achterleine (2) fesmachen
  7. Die Brustleine (4) am Vorstagspütting (nicht am Schäkel) festmachen
  8. Die Vorleine (5) am Nachbarboot festmachen

6. Sicherheitsausrüstung und Stauplan

Für jeden Teilnehmer muss sich eine Rettungsweste in der passenden Größe an Bord befinden. Diese wird bitte selbständig zusammen mit dem Vorsegelsack von dem Schulungszelt mitgebracht.

Bitte den Stauplan einhalten. Wir verlassen uns daruf, insberondere wenn es einmal schnell gehen muss.

  1. Pütz; Ösfass und Schwamm
  2. Kugelfender (2x)
  3. Anker mit Leine
  4. Paddel (2x)
  5. Festmacher blau


7. Revier "Großer Brombachsee"

Der Große Brombachsee hat als bayerisches Landesgewässer ein einheitliches Sturmwarnsystem. 40 Blitze in der Minute bedeutet, dass mit Starkwind (6 – 7 Bft.) zu rechnen ist.  Bei Starkwindwarnung üben wir in der Nähe des Hafens und besprechen vorher, ob gerefft werden muss. Bei 90 Blitzen in der Minute haben wir Sturmwarnung (es muss mit 8 Bft. und mehr gerechnet werden) und müssen den Schulungsbetrieb auf dem Wasser einstellen.


Das Passagierschiff MS Brombachsee (Fahrstrecke ist schwarz eingezeichnet) und alle Fahrzeuge mit blauem Funkellicht haben Vorfahrt.

Die mit orangefarbenen Bojen gekennzeichneten Naturschutz und Badegebiete dürfen nicht befahren werden.